Im Zuge der Olympischen Spielen 2012 in London ist eine öffentliche Diskussion um die deutsche Sportförderung angestoßen worden. Dabei steht die Verteilung der jährlichen Fördergelder des Bundesministeriums des Inneren durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) an die nationalen Fachverbände – wie beispielsweise den Snowboard Verband Deutschland – im Mittelpunkt der Diskussion.
Die Diskussion wurde in den letzten Tagen durch einzelne Fachverbände, wie beispielsweise den Deutschen Tischtennis Bund, den Deutschen Leichtathletik-Verband oder den Deutschen Kanu-Verband, belebt. Gestern tagte der Sportausschuss des Bundestages zu dieser Thematik und die Süddeutsche Zeitung widmete der Diskussion um die Fördergelderverteilung die komplette erste Seite des Sportteils.
Es gibt zahlreiche Meinungen, Sichtweisen und Blickwinkel auf dieses komplexe Thema. Die „Wahrheit“ wird wie sooft irgendwo in der Mitte liegen. Eine Verteilung, welche das komplette Spektrum der olympischen Sportarten in Deutschland gänzlich zufrieden stellt, wird es wohl nicht geben.
In Bezug auf den Nachwuchssport müssen Bundes- und Landesangelegenheiten getrennt betrachtet werden, da die Zuständigkeiten bezüglich Spitzensportförderung (Bund) und Nachwuchssportförderung (Land) klar festgelegt sind.
Bei den kommenden Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi werden insgesamt 98 Goldmedaillen vergeben werden. Der Anspruch des DOSB ist dabei hoch. Bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin belegten die deutschen Wintersportler Rang 1 im Medaillenspiegel, bei den Spielen 2010 in Vancouver Rang 2.
In Sotschi werden 2014 die Snowboarder um insgesamt zehn Goldmedaillen kämpfen: Bei den Damen und Herren jeweils im Snowboardcross, Slopestyle, Halfpipe, Parallelriesenslalom sowie Parallelslalom. Dies entspricht mehr als zehn Prozent aller zu vergebenden Medaillen. Das Gewicht der Snowboarder bei den Olympischen Spielen ist daher nicht so gering, wie oftmals angenommen.
Daher ist es verwunderlich, dass es in Baden-Württemberg auf Landesebene im Nachwuchsbereich keine einzige Trainerstelle Snowboard in Teilzeit oder gar Hauptamt gibt. Mit dem Blick in die Vergangenheit finden sich im Snowboardsport in Baden-Württemberg einige „verlorene Jahre und Jahrgänge“. Der Blick in die Zukunft bringt daher folgendes Motto für die Snowboard-Nachwuchsarbeit in Baden-Württemberg mit sich: Bestandsicherung statt Weiterentwicklung und Fortschritt.
Nichtsdestotrotz ist in Baden-Württemberg im Bereich Snowboardcross in den letzten Jahren ein überschaubares, aber durchaus hochwertiges Nachwuchssystem entstanden, mit einer sehr guten anschließenden Spitzenförderung auf Bundesebene.
Thorsten Schelling, Freiburg
Landeshonorartrainer Baden-Württemberg Snowboardcross